Türkischer Fußball: Erfolg lässt sich nicht kaufen (2/2)

von Die Redaktion
2 min.
Gastautor Davut Çöl über die Defizite des türkischen Fußballs @Maxppp

Nach jeder Niederlage einer türkischen Mannschaft wird ein Schuldiger gesucht und dieser ist oftmals der türkische Fußballverband, weil er die türkischen Vereine angeblich mit seiner Politik schwächen würde. Dabei hat der Verband nur das Wohl des türkischen Fußballs im Sinn.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist der Schritt des türkischen Verbandes, die ausländische Spieleranzahl zu begrenzen, gar nicht so unklug. Die Klubs haben sich mit ihrer kurzsichtigen Transferpolitik selbst und dem türkischen Fußball enorm geschadet. Wenn die Vereine nicht zur Vernunft kommen wollen, dann müssen Regeln aufgestellt werden – zum Wohle des türkischen Fußballs. Und das ist nicht nur aus fußballerischer Sicht zu werten. Die türkischen Vereine sind durch die endlose Kaufwut verschuldet. Experten vermuten, dass der Fußballverband bei der schlechten Haushaltslage wohl einem Drittel der Vereine aus der Süper Lig keine Lizenz ausstellen dürfte, sofern er ganz genau hinsehen würde. Die Situation ist daher ernst.

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Die Folgen der Politik des Fußballverbands sind in der Türkei höchst umstritten. Die Klubs beschweren sich über die Benachteiligung ihrer Mannschaften. Zudem müssen nun höhere Transfersummen für mittelmäßige türkische Profis geboten werden, da eine höhere Nachfrage auf geringes Angebot trifft.

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Die Klubs haben es sich jahrelang leicht gemacht und ausländische Spieler gekauft, anstatt eigene auszubilden. Deshalb hat man niemanden, den man ausländischen Vereinen für gutes Geld zum Kauf anbieten könnte. Auch hier hat man zu kurz gedacht. Die Folgen sind umso schmerzhafter. Den Klubs fehlen heute hochwertige türkische Spieler, um den Wegfall ausländischer Spieler zu kompensieren.

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Aber auch der Verband hat keine weiße Weste. Es ist seine Aufgabe gewesen, in der Vergangenheit für Strukturen im Jugend- und Vereinsfußball zu sorgen. Obwohl die Türkei 75 Millionen meist fußballbegeisterte Einwohner vorweisen kann, gibt es keine organisierte Jugendarbeit, die man so nennen könnte.

Dennoch war der Schritt des türkischen Fußballverbandes richtig und wichtig. Die Anzahl ausländischer Spieler musste eingeschränkt werden. Dass nun eine Generation an türkischen Spielern fehlt, ist nicht mehr zu ersetzen. Der türkische Fußball wird daher noch eine Zeit lang leiden müssen, bevor es wieder aufwärts gehen kann. Die Richtung jedoch stimmt.

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Davut Çöl ist Autor des Buches „Nicht gut genug. Die 24 Schwächen der türkischen Fußballnationalelf“, in dem er die Defizite des türkischen Fußballs analysiert hat. Mehr über seine Veröffentlichung auf www.nicht-gut-genug-buch.de.

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