WM-Qualifikation Europa

Nicht nur Mentalität: Die Erkenntnisse zur Slowakei-Blamage

Mit 0:2 ging die DFB-Elf gestern in der Slowakei baden. Und die Niederlage war hochverdient, was nicht nur an den vielzitierten Mentalitätsproblemen lag.

von Tobias Feldhoff
2 min.
Joshua Kimmich bedankt sich bei den Fans @Maxppp

Nagelsmann-Taktik geht nicht auf

Ein Dreier-Aufbau sollte es mal wieder sein. Dazu rückten wahlweise Joshua Kimmich oder auch Angelo Stiller zwischen oder neben Antonio Rüdiger und Jonathan Tah. Doch die Maßnahme griff nicht nur schlecht, sondern ging komplett nach hinten los. Die Slowaken hatten keinerlei Probleme damit, Deutschland anzupressen und den Aufbau auf Tah zu lenken, der als linker Innenverteidiger schlichtweg eine Fehlbesetzung ist. Der Neu-Bayer verfügt über keinen brauchbaren linken Fuß und kann so einzig und alleine auf die linke Außenbahn spielen. Dort wurde Maximilian Mittelstädt, gestern einziger deutscher Feldspieler in Normalform (die FT-Noten), aggressiv angelaufen, sodass er eigentlich nur abkappen und nach hinten spielen konnte.

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Nun kann man durchaus mal ins Klo greifen bei der Wahl der Taktik. Besonders ankreiden lassen muss sich Julian Nagelsmann jedoch, dass er viel zu lange an dieser Grundordnung festhielt. Eine gewisse Eitelkeit, im Kampf der beiden Cheftrainer die Deutungshohheit zu behalten, sagt man Nagelsmann schon seit Jahren nach. Wesentlich zielführender wäre allerdings gewesen, nach den Erkenntnissen der ersten Minuten umzustellen und einen anderen Aufbau zu wählen. Große Trainer zeichnen sich schließlich unter anderem dadurch aus, Fehleinschätzungen zu revidieren und dem Team stattdessen ein besseres Konzept an die Hand zu geben.

Fehlende Kadertiefe

Viele gleichwertige Alternativen standen Nagelsmann gestern nicht zur Verfügung. Das führte sogar so weit, dass Mittelstädt auf die ungewohnte rechte Abwehrseite ausweichen musste, als der völlig überforderte Nnamdi Collins in der Halbzeitpause erlöst wurde. Aber auch offensiv konnte der Bundestrainer in Hälfte zwei nicht wirklich nachlegen. Als einziger weiterer Angreifer kam Karim Adeyemi in die Partie, draußen blieben Jamie Leweling und der erstmals nominierte Paul Nebel.

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Das ist ziemlich mau für ein Team, das das offizielle Ziel ausgegeben hat, Weltmeister werden zu wollen. Auch wenn zur Wahrheit gehört, dass mit Jamal Musiala sowie Kai Havertz echte Hochkaräter fehlten und Niclas Füllkurg kurzfristig passen musste. Auf andere Spieler wie Leroy Sané oder auch Jonathan Burkardt verzichtete Nagelsmann. Aber man muss eben auch konstatieren: Echte Weltklasse ist nicht gerade im Übermaß vorhanden.

Keine Siegermentalität

„Vielleicht müssen wir dann auch auf weniger Qualität setzen, sondern auf Spieler, die alles reinwerfen.“ Diese Nagelsmann-Aussage kann stellvertretend für das gesamte Auftreten des DFB-Teams herangezogen werden. Keine Lust auf Zweikämpfe, kein Aufbäumen nach Rückstand. Viele Spieler waren im Testspielmodus, den es nach Wunsch des Trainerteams eigentlich gar nicht geben sollte – nicht einmal bei Testspielen.

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„Wir müssen so ein Spiel angehen wie ein Champions League-Halbfinale“, sagte Nagelsmann noch. Und damit hat er ohne Einschränkung recht, muss sich dabei allerdings auch selbst einschließen. Denn 60 Minuten tatenlos auf der Bank sitzen und das eigene Team trotzig mit dem Kopf schüttelnd beobachten reicht eben nicht aus.

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