Bei Borussia Dortmund blieb es auf dem Transfermarkt lange still. In den finalen Tagen kamen dann doch noch drei Neue – zwei davon sind verletzt. Ein Ritt auf der Rasierklinge.

Die Ketchup-Flasche ging bei Borussia Dortmund erst in der letzten Woche des Transferfensters auf. Jobe Bellingham (19) war da schon zweieinhalb Monate Spieler des BVB, ehe Carney Chukwuemeka (21), Aarón Anselmino (20) und schließlich Fábio Silva (23) ihre Verträge unterschrieben. Durch die Verpflichtung des Trios schien letztlich doch ein ordentlicher Transfersommer hinter den Schwarz-Gelben zu liegen – doch der Schein trügt.
Das Ausmaß der Adduktorenverletzung von Silva wurde dem BVB lange verschwiegen, erst am Tag des Medizinchecks kamen seine Probleme ans Licht. Zuvor war er operiert worden, ohne dass Dortmund darüber informiert wurde. Sebastian Kehl & Co. entschieden sich dennoch dazu, die Katze im Sack zu kaufen. Wann der Portugiese eine Hilfe sein kann, ist noch unklar. Trainer Niko Kovac betonte gestern auf der PK: „Wir verpflichten einen Spieler aufgrund seiner Fähigkeiten. Er ist jetzt mal ein paar Tage, vielleicht die eine oder andere Woche nicht dabei, aber er wird schon auf seine Minuten kommen und wir werden alle sehr zufrieden mit ihm sein.“
Notlösung Anselmino als Lichtblick
Dass Chukwuemeka ebenfalls verletzungsanfällig ist, weiß man an der Strobelallee spätestens seit dem letzten halben Jahr. Beim Engländer ist ein kleiner Eingriff am Knie nötig. Laut ‚Ruhr Nachrichten‘ soll dieser im Winter erfolgen, die ‚WAZ‘ widerspricht dieser Darstellung. Unabhängig vom Zeitpunkt gilt: Bis zur OP wird der Rechtsfuß nie ganz schmerzfrei auflaufen – und womöglich auch deshalb nicht an sein Leistungsvermögen herankommen.
Bei zwei von vier Neuzugängen kann sich Niko Kovac also keine Soforthilfe erhoffen. Da der Hype um Jobe Bellingham (19) nach seinen ersten Auftritten und dem Eklat um seine Eltern, die die BVB-Verantwortlichen aufgrund der Einsatzzeiten ihres Sohnes lautstark zur Rede gestellt hatten, etwas verflogen ist, ist bislang nur Anselmino eine wirkliche Verstärkung. Der Argentinier kam als Notlösung, könnte durch seine Leistungen aber von der Transfermarkt-Misere ablenken.
Zu lange gepokert
Für den Moment scheint es so, als ob sich der BVB in diesem Sommer ordentlich verzockt hat. Sowohl bei Silva als auch bei Chukwuemeka haben Kehl und Lars Ricken zu lange gewartet. Als im Fall Silva die Schwere der Verletzung bemerkt wurde, war das Fenster nicht mehr lange genug offen, um adäquaten Ersatz zu finden.
So muss Kovac zumindest mal einen Großteil der Hinrunde mit jenem Kader zurechtkommen, der in der vergangenen Saison beinahe die Champions League verpasste. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Außer Jamie Gittens (21) ist kein potenzieller Leistungsträger gegangen. Außerdem ist Schwarz-Gelb seit zehn Spielen in der Bundesliga ungeschlagen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob man sich klassisch verzockt hat oder der Kader auch ohne viele Verstärkungen die nötige Qualität besitzt.
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