Berater verrät: Klopp hat Shitstorm einkalkuliert

Seit seinem Wechsel ins Fußball-Imperium von Red Bull ist Jürgen Klopp in Fußballdeutschland zu einer Persona non grata geworden. Viele Fans fühlen sich getäuscht, dabei hat der ehemalige Liverpool-Coach nie einen Hehl aus seiner Meinung zu RB gemacht – sagt dessen Berater Marc Kosicke.

von Martin Schmitz - Quelle: HSV - wir müssen reden | Hamburger Abendblatt
2 min.
Jürgen Klopp wechselt zu Red Bull @Maxppp

Anfang Oktober brach für viele Fußballfans in Deutschland eine Welt zusammen, als Jürgen Klopp, der seit Jahren als designierter Bundestrainer galt, öffentlich verkündete, dass er im Januar seine neue Stelle als Head of Global Soccer im Klub-Imperium von Red Bull antritt. Die Wut des Volkes entlud sich in einem riesigen Shitstorm, der über Tage das deutschsprachige Internet beherrschte. Für den ehemaligen Coach von Borussia Dortmund und dessen Berater Marc Kosicke kam das wenig überraschend und war vielmehr einkalkuliert.

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„Wir haben immer gewusst, es gibt einen Teil von Menschen, der dich dann nicht mehr mögen wird. Aber wie sagt er immer so schön: ‚Wenn du versuchst, es jeden Tag allen recht zu machen, wirst du auch jeden Tag scheitern.‘ Und er muss für sich den richtigen Job nach 25 Jahren an der Seitenlinie finden. Und da ist dieses etwas übergeordnete Arbeiten auf globaler Ebene in einem Sportumfeld, was so viele Möglichkeiten bietet, einfach auch noch mal spannend. Und deswegen haben wir dann entschieden, dass die Konsequenzen durchaus zu tragen sind“, verrät Kosicke im ‚Hamburger Abendblatt‘-Podcast ‚HSV – wir müssen reden‘.

Nie ein RB-Kritiker

Dennoch verwundere ihn das Ausmaß des Hasses unter den Traditionalisten, die Klopp als einen der ihren gesehen haben. Denn das Image als großer Red Bull-Kritiker habe der Coach nie bedient: „Jürgen hat schon immer positiv über Red Bull-Fußball gesprochen, weil er einfach die Arbeit sehr schätzt, die dort geleistet wird und er ja auch in Liverpool einige Spieler aus Salzburg oder Leipzig, die in sein Spielsystem immer top gepasst haben, transferiert hat“, so der Berater.

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Bei RB ist Klopp zukünftig für die Betreuung der Trainer aller Partnervereine zuständig, soll als Berater zur Seite stehen und für Wissensaustausch sorgen. Allerdings habe sein Wort auch Gewicht, wenn es um Trainerverpflichtungen und -entlassungen geht. Dass Klopp aber bereits in aktuelle Trainerentscheidungen wie etwa die Personalie Marco Rose bei RB Leipzig eingebunden ist, dementiert Kosicke: „Jürgen hat immer gesagt: ‚Ich fange im Januar an und bis dahin werde ich keine Entscheidungen treffen‘.“

Keine klare Absage an den DFB

Das schwelende Gerücht, dass der neue Head of Global Soccer selbst seinen Kumpel Rose an der Seitenlinie ablösen könnte, verweist Kosicke ins Reich der Fabel: „Jürgen hat im Moment überhaupt keine Lust, Trainer zu sein.“ Das gelte auch für den Job als deutscher Nationalcoach. Doch der DFB darf trotzdem weiter hoffen. „Das Leben ist ja dynamisch. Und wenn es dann dazu kommen sollte, wäre das sicherlich auch noch eine Facette, die ich nicht ablehnen würde“, so der Klopp-Berater.

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Auch Klopp selbst hatte sich bereits für seinen Wechsel zu RB gerechtfertigt und mit klaren Aussagen sogar zum Gegenschlag ausgeholt. Der Einstieg des neuen starken Manns im Sportkosmos des Getränkeriesen im Januar scheint derweil deutlich schwerer und stressiger zu werden als gedacht. Denn seit der Bekanntgabe des Deals erleben mit Leipzig und RB Salzburg die beiden Flaggschiffe des Projekts die größten Krisen seit der Übernahme von Red Bull.

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