BVB: Darum wurde Dembélé fast zum Super-Schnäppchen

von Remo Schatz - Quelle: L’Équipe
3 min.
BVB: Darum wurde Dembélé fast zum Super-Schnäppchen @Maxppp

Auf der Dortmunder Geschäftsstelle klopft man sich wohl noch immer auf die Schultern, dass man sich im vergangenen Sommer Ousmane Dembélé sichern konnte. 15 Millionen Euro flossen an Stade Rennes. Offenbar hätte der Transfercoup die Bretonen aber beinahe noch deutlich billiger verlassen können.

Anfang April des vergangenen Jahres kam die französische ‚L’Équipe‘ mit einer schier unglaublichen Nachricht daher. Shootingstar Ousmane Dembélé, der damals in aller Munde war und von Spanien über Deutschland bis nach England bei nahezu jedem Topklub gehandelt wurde, soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von fünf Millionen Euro besitzen. Ein geradezu lächerlicher Preis, angesichts des Potenzials und der Preisentwicklung des Transfermarktes.

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Der Haken an der Sache, den auch die Fachzeitung nicht zweifelsfrei ausräumen konnte, war, dass der französische Verband laut Artikel 202 des Reglements Ausstiegsklauseln untersagt. Es wurde gerätselt, wie sich der Youngster dennoch einen solchen Passus sichern konnte. Ob es beispielsweise ein Gentlemen's Agreement zwischen Spieler und Verein gäbe. Rund neun Monate später enthüllt die ‚L’Équipe‘ nun, wie der Deal über die Bühne ging.

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Dembélé unterschreibt illegale Ausstiegsklausel

Die Chronik des Dembélé-Wechsels beginnt ein Jahr vor dessen Unterschrift in der Ruhrmetropole. Das Eigengewächs wollte Stade Rennes im Sommer 2015 verlassen. Wunschverein war Red Bull Salzburg, wo Kumpel Dayot Upamecano gerade einen Vertrag unterschrieben hatte. Dembélé besuchte sogar die Mozartstadt und besichtigte das Trainingsgelände der Bullen. Rennes lehnte jedoch einen Wechsel nach Salzburg ab. Ebenso ein Angebot in Höhe von fünf Millionen Euro von Benfica Lissabon. Die Option einer Leihe nach Portugal schlug der Offensivspieler selbst aus.

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Dembélé musste in Frankreich bleiben und unterschrieb am 1. Oktober seinen Profivertrag in Rennes. Um das Klubjuwel zu binden, ließ sich Rennes-Präsident René Ruello auf eine Ausstiegsklausel in Höhe von fünf Millionen Euro ein. Dass dies eigentlich in Frankreich nicht zulässig war, hatte offenbar weder der Teenager noch sein Berater-Duo Martial Kodjia und Badou Sambagué auf dem Schirm.

In der Folge entfachte ein Beraterstreit, der bis zum heutigen Tage andauert. Moussa Sissoko vertrat mehr und mehr die Interessen des kommenden Superstars und verdrängte Kodija und Sambagué. Inwiefern dies Rechtens war, ist nach wie vor zentraler Punkt eines ungeklärten Rechtsstreits.

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Rennes bietet dubiose Vertragsanpassung

Dembélé, der im Anschluss an seine Vertragsunterschrift ein formidables Profidebüt feierte und längst auf dem Wunschzettel der europäischen Elite stand, bekam Zweifel, ob er aufgrund des Vertragspassus' eine Sperre zu befürchten hätte. Rennes sorgte sich seinerseits, das größte Klubtalent, dessen Abschied zum Sommer bereits feststand, zum Schleuderpreis abgeben zu müssen.

Die Bretonen schlugen ein bemerkenswerte Vertragsanpassung vor. „Stade Rennes verpflichtet sich, Ousmane Dembélé nach der laufenden Saison bei der Suche nach einem großen europäischen Klub zu unterstützen und den Transfer zu fördern. (…) Sollte es zu einem Vertragsabschluss kommen, stimmt Stade Rennes FC einer Bonuszahlung an den Spieler in Höhe von fünf Millionen Euro zu“, enthüllt die ‚L’Équipe‘. Im Klartext: Dembélé wurde angeboten, ihm die Ausstiegsklausel abzukaufen, um die Ablöse im Sommer frei verhandeln zu können.

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Darüber hinaus bot Rennes an, den Offensivspieler bei den Vertragsverhandlungen mit dem neuen Klub zu beraten. Eine überaus dubiose und rechtlich fragwürdige Vertragsanpassung, die Dembélé ablehnte. Die Vereinswahl des Talents stellte jedoch sowohl den Spieler als auch die beteiligten Vereine vor juristische Probleme.

Puma-Besitzer Pinault vermittelte

Der damals 18-Jährige wollte zum BVB wechseln, der mit Ausrüster Puma eine strategische Partnerschaft pflegt. Da der Pinault-Familie sowohl die Sportartikelmarke als auch der französische Erstligist gehört, vermittelte Familienoberhaupt François bei den Verhandlungen. Die Dortmunder verzichteten darauf, das Risiko einzugehen und auf die illegale aber dennoch vertraglich zugesicherte Ausstiegsklausel zu pochen. Rennes erteilte seinerseits Dembélé für eine vergleichsweise geringe Ablöse, die unter den Angeboten der Konkurrenz lag, die Freigabe für einen Wechsel gen Dortmund.

Der Rest ist Geschichte: Anfang Mai nahm der Transfer Fahrt auf. Am Zweiten reisten Sissoko und Dembélé nach Dortmund, um den persönlichen Vertrag sowie das Beraterhonorar auszuhandeln. Man einigte sich auf einen Fünfjahresvertrag und ein Grundgehalt von 2,2 Millionen Euro, das sich leistungsabhängig um 800.000 Euro erhöhen kann. Zehn Tage später verständigten sich die Klubs auf die Ablöse von 15 Millionen Euro. Am 17. Mai unterschrieb Dembélé schließlich seinen Vertrag bei der Borussia.

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