FC Bayern: Der unerklärliche Absturz des Thomas Kraft

von David Weiss
2 min.
Bayern München Thomas Kraft @Maxppp

Der Stern von Thomas Kraft stieg auf wie ein Komet. Mit seinen Leistungen überzeugte er seinen Trainer, einen Welttorhüter und die Fans des FC Bayern München. Als das Team des Rekordmeisters strauchelte, stürzte aber nur ein Spieler: Kraft. Der Schlussmann fiel sogar noch schneller auf den Boden der Tatsachen zurück, als er diesem entstiegen war. Die Geschichte des 22-Jährigen, der auszog, die Champions League zu gewinnen, nur um sich am Ende gezwungen zu sehen, den Klub zu verlassen – sie ist selbst in der verrückten Welt des Fußball nur schwer zu erklären.

Der 23. Februar 2011 war der größte Tag im noch jungen Leben von Thomas Kraft. Der 22-Jährige war erst wenige Wochen zuvor von Trainer Louis van Gaal zur Nummer eins im Tor des FC Bayern München befördert worden, als das Hinspiel des Achtelfinals der Champions League anstand. Der deutsche Rekordmeister reiste zu Inter Mailand und siegte dank sensationeller Paraden von Kraft mit 1:0. An diesem Tag zeigte sich, dass der gebürtige Kirchener alle Anlagen mitbrachte, um ein Großer seiner Zunft zu werden: Talent, das Vertrauen des Trainers und die Zuneigung der Fans. Auf einmal schien das Phantom Manuel Neuer, das seit Monaten über dem Rekordmeister schwebt, nicht mehr ganz so unbezwingbar.

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Die Presse überschlug sich nach dem Spiel in ihren Lobeshymnen auf den 22-Jährigen. Er sei der neue ‚Titan‘, lautete die meist strapazierte Phrase. Der ursprüngliche Namensträger Oliver Kahn adelte Kraft, dieser sei schon in jungen Jahren besser als Michael Rensing. Widerstand gegen den Schlussmann gab es nur in der Vereinsspitze, die auf einen Neuer-Transfer hinarbeitete. Der 22-Jährige, dies war klar, würde sich nicht annähernd so viele Fehler wie seine Altersgenossen leisten dürfen. Kraft leistete sich nur zwei schwerwiegende Patzer: In der Partie gegen Hannover 96 (1:3) und gegen den 1. FC Nürnberg (1:1).

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Wie wenig die Vereinsführung hinter dem talentierten Torhüter stand, zeigt der Umstand, dass die Führungsetage diese beiden Partien als Anlass nahm, Trainer Louis van Gaal erst auf Raten und dann endgültig zu entlassen. Präsident Uli Hoeneß äußerte in seiner Wutrede nach dem Aus des Niederländers über den winterlichen Torwartwechsel: „Damit ging die Scheiße los.“ Kraft verstand den Satz, wie er gemeint war: Als Angriff auf ihn. In der folgenden Partie gegen Bayer Leverkusen spielte wieder Butt. Schon da „ist für mich die endgültige Entscheidung gefallen, dass ich gehen werde“, so der Schlussmann in der ‚Bild‘.

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Der FC Bayern hatte ihm eigentlich einen Verbleib in Aussicht gestellt. Der 22-Jährige hätte einen Zwei-Jahres-Vertrag erhalten, der ihm eine Hintertür gelassen hätte, sollte Neuer kommen. Kraft lehnte ab. „Ich habe immer wieder betont, dass ich spielen und nicht auf der Bank sitzen möchte“, so seine Erklärung. Interessiert zeigt sich vor allem Hertha BSC Berlin. Die Gespräche zwischen der Seite des Spielers und dem Aufsteiger laufen seit einigen Tagen. Vieles spricht dafür, dass Kraft in der kommenden Saison statt um Titel gegen den Abstieg spielt. Für ihn wäre es jedoch wie ein Aufstieg.




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