Es sind die beiden bekanntesten Borussias Deutschlands. Selbst wenn die Fohlenelf in den vergangenen Jahren eine Renaissance erlebte, spielt der BVB sportlich wie finanziell in einer anderen Liga. Auch und vor allem auf dem Transfermarkt. Die Elf vom Niederrhein ist dabei der Liebelingsabnehmer von gescheiterten BVB-Stars.

Max Eberl gilt gemeinhin als einer der besten Manager der Bundesliga. Ein ums anders Mal landete der 43-Jährige Volltreffer auf dem Transfermarkt, was ihn zwischenzeitlich auch auf den Wunschzettel des FC Bayern katapultierte. An der Dortmunder Strobelalle bekommt man hingegen immer glänzende Augen, wenn die Vorwahl aus Mönchengladbach auf dem Telefon aufleuchtet.
Die sportliche Bilanz der vergangenen Jahre spricht eine deutliche schwarz-gelbe Sprache. Drei Gladbacher Siegen stehen sechs der Westfalen gegenüber. Auf dem Transfermarkt wird die Dominanz des Pokalsiegers aber frappierend.
BVB stahl zwei Vollblüter
Mit Marco Reus und Mahmoud Dahoud entführte der BVB die zwei edelsten Rösser aus dem Fohlenstahl. Zugegeben, bei beiden Nationalspielern gestalteten sich die Verhandlungen nicht gerade kompliziert, da das Duo über Ausstiegsklauseln verfügte. Unter dem Strich wechselte das Duo aber deutlich unter dem Marktwert – Reus für 17 und Dahoud für zwölf Millionen Euro – von der einen zur anderen Borussia. Dem könnte man entgegen: Hätte der BVB nicht zugeschlagen, hätte es ein anderer Topverein getan. Keine Frage.
Auf der Dortmunder Abgabenseite zeichnet sich aber ein wesentlich eindeutigeres Bild. Im Winter der vorletzten Saison suchte der BVB einen Abnehmer für Jonas Hofmann. Der gebürtige Heidelberger schaffte über den Umweg zweite Mannschaft den Sprung zu den Dortmunder Profis. Dort stagnierte aber seine Leistung und auch eine Ausleihe an den FSV Mainz 05 vermochte der Karriere nicht den rechten Schwung zu verleihen. Fündig wurde Zorc am Niederrhein.
BVB machte Kasse mit Hofmann ...
Für – mit Blick auf Hofmanns damalige Verfassung – aberwitzige acht Millionen Euro wechselte der Flügelspieler nach Gladbach. In der ersten Tuchel-Saison 2015/16 war der heute 24-Jährige nur sporadisch zum Zug gekommen und hatte wochenlang nur das Stück Rasen der Aufwärmzone hinter beziehungsweise neben den Toren unter die Schuhe bekommen. Dennoch öffnete Eberl den Geldbeutel.
Bekommen hatte der Kaderplaner einen Bankspieler, der lediglich ein Spiel über 90 Minuten absolvierte. Von Anfang März bis Ende April sah er auch in der neuen Arbeitskluft nur den Aufwärmbereich. Insgesamt standen nach der ersten Halbserie 275 Einsatzminuten zu Buche. Zu Beginn der abgelaufenen Saison stellte sich kaum Veränderung ein. Erst unter Dieter Hecking entwickelte sich Hofmann zum Stammspieler. Restlos überzeugend sind die Leistungen aber nach wie vor nicht.
... und mit Ginter
Matthias Ginter hingegen kann auf eine lange Liste an Titeln verweisen: Weltmeister, Confed Cup-Sieger, DFB-Pokalsieger und nicht zuletzt zweifacher Träger der goldenen Fritz-Walter-Medaille zieren den Briefkopf des gebürtigen Freiburgers. Der Innenverteidiger ist ein verlässlicher Bundesligaprofi, der im Borussia-Park Andreas Christensen ersetzen soll. Aber bei aller Liebe, die gezahlte Ablöse entbehrt auch angesichts der eskalierenden Marksituation jeglicher Grundlage.
Julian Nagelsmann, der den 14-fachen Nationalspieler gerne zur TSG Hoffenheim geholt hätte, konnte man die Verwunderung über den Preis anmerken: „Wenn ich an Ginter denke: Da haben wir einfach wenig Chancen, wenn der für 17 Millionen nach Gladbach geht. Es ist unmöglich für uns, da mitzuhalten.“
Und die 17 Millionen Euro müssen nicht das Ende der Fahnenstange sein. Bis zu 20 Millionen Euro könnte den Niederrheinern Ginter am Ende wert gewesen sein. Wenn man bedenkt, dass sich der BVB im Gegenzug Ömer Toprak für zwölf Millionen Euro – wenn auch abermals dank Ausstiegsklausel – sichern konnte, wird man in Dortmund wohl noch einige Wochen aus dem Schmunzeln nicht herauskommen.
FT-Meinung
Ginter war im Gegensatz zu Hofmann absoluter Stammspieler. 3.382 Pflichtspielminuten reichten in der vergangenen Saison zur klubinternen Top5. Dennoch hatte man sich vom Zehn-Millionen-Transfer aus dem Jahr 2014 mehr erhofft. Fast in jeder Transferperiode wurde über den Abschied des Verteidigers spekuliert. Und gänzlich unverkäuflich erschien Ginter nie. Nun hat Zorc den oft phlegmatisch wirkenden Abwehrspieler mit viel Gewinn an den Lieblingsladen Borussia-Park verkloppt.
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