Transferkritik an Heidel: Weinzierl schießt ein Eigentor

von Tristan Bernert
3 min.
Hat seine Formation gefunden: Markus Weinzierl @Maxppp

Auf Schalke hängt der Haussegen schief. In einem aktuellen Interview wirft S04-Trainer Markus Weinzierl Manager Christian Heidel indirekt vor, eine falsche Transferpolitik zu betreiben. Aus verschiedenen Gründen hätte er das besser für sich behalten. Ein Kommentar.

Als Christian Heidel im vergangenen Sommer beim FC Schalke 04 unterschrieb, hatte Königsblau nicht einfach nur einen neuen Sportdirektor verpflichtet. Mit dem Mainzer Erfolgsmanager holte man sich einen Reformer in die Veltins Arena. Heidel sollte Schalke, das in den Jahren zuvor seinen Möglichkeiten oftmals hinterherhinkte, neu erfinden. Das Image eines Chaosklubs sollte endlich abgestreift werden, die Knappen schienen bereit für einen Neuanfang.

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Auch die oftmals allzu kritischen Fans zeigten sich geduldig, nahmen den schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte hin und vertrauten auf Heidel, der mit Markus Weinzierl seinen absoluten Wunschtrainer installieren konnte. Trotz sportlicher Krise schien auf Schalke also alles gut zu sein. Dieser Eindruck besteht nun nicht mehr.

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Königsblau punktet auch im neunten Monat unter Weinzierl nicht so, wie man es sich erhofft hatte. Zudem scheint es zwischen dem einstigen Traumpaar Heidel/Weinzierl zu kriseln. Immer wieder wurde negativ vom Verhältnis des Führungsduos berichtet, sodass ich Heidel schließlich gezwungen sah zu intervenieren: „Es gibt keinen Millimeter von einem Riss zwischen Markus Weinzierl und mir, weil wir uns immer wieder ausführlich austauschen.

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„Schalke hat andere Ansprüche“

Dass sich das Duo austauschte, bevor Weinzierl sich mit der ‚Zeit‘ zum Interview traf, muss jedoch angezweifelt werden. „Jetzt gilt es, den Kader zu stärken und solche besonderen Spieler wie Bayern-Stürmer Robert Lewandowski, Kölns Anthony Modeste oder den Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang zu finden“, appellierte der Trainer dort an seinen Sportdirektor. Aus dem Appell wurde schnell indirekte Kritik: „Am Ende sind Sie (die Trainer, Anm. d. Red.) von der Qualität des Kaders abhängig. Schalke hat andere Ansprüche als Mainz 05. Das ist eine neue Aufgabe.“

Weinzierls Worte – und nicht etwa Schalkes magere Punktausbeute – sollten bei allen königsblauen Fans die Alarmglocken erklingen lassen. Zum einen zeigen sie, dass das Verhältnis des Trainers zu Heidel trotz dessen Bekundungen alles andere als spannungsfrei ist. Da Weinzierl noch vor knapp einem Jahr absoluter Wunschtrainer des Managers war, weiß diese Erkenntnis durchaus zu überraschen.

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Zum anderen ist Weinzierls Appell an den Schalker Kaderbauer schlichtweg anmaßend und zeugt von einem verzerrten Realitätsbild. Knapp 40 Millionen Euro gab der FC Schalke 04 in den vergangenen zwei Transferperioden aus. Hinzu kommen über 30 Millionen aus den Kaufoptionen für Nabil Bentaleb sowie Yevhen Konoplyanka – finanzielle Größenordnungen und Spieler, von denen Mainz 05 nur träumen kann. Heidel indirekt vorzuwerfen, in einem zu kleinen Maßstab zu denken, ist somit inhaltlich völlig falsch.

Weinzierl nimmt sich aus der Schusslinie

Weinzierl wäre gut beraten, sich nicht auf Heidel einzuschießen, sondern Fehler bei sich selbst zu suchen. Der Kader, den der 42-Jährige zur Verfügung gestellt bekam, zählt mit zum Besten, was die Bundesliga zu bieten hat. Vor allem ist er deutlich besser als der neunte Tabellenplatz, auf den Weinzierl ihn bisher geführt hat.

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Auch nach den verletzungsbedingten Ausfällen einiger Leistungsträger sollte es für den Trainer keinen Grund zur Kritik geben. Heidel ist weder für Belastungssteuerung noch für Verletzungen verantwortlich. Außerdem sollte sich Weinzierl daran erinnern, dass er in Augsburg mit einem viel schlechteren Kader viel mehr erreichte, was ihm letztendlich erst die Anstellung auf Schalke eingebracht hat.

Was Weinzierl mit seinen Worten bezweckt hat, wird wohl sein Geheimnis werden. Heidel wird sich nun nicht angespornt fühlen, intensiver nach „Spielern wie Lewandowski, Modeste oder Aubameyang zu suchen“ – gäbe es solche Hochkaräter in Schalkes Preisklasse, hätte er schon längst zugeschlagen. Eigentlich bewirken Weinzierls Aussagen nur Eines: Das Chaos, das man sich zu bekämpfen auf die Fahnen geschrieben hat, feiert langsam wieder Einzug auf Schalke.

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