Die Anzahl der Gegentore schnellte beim FC Bayern in dieser Saison in die Höhe. Dem versucht man in München mit Transfers für die Saison 2021/22 entgegenwirken.

Trotz Tabellenführung hat der FC Bayern augenscheinlich ein großes Defensivproblem. Das belegen nicht nur die 31 Gegentreffer in der Liga, sondern vor allem die damit verbundenen Punktverluste gegen vermeintlich schwächere Teams. Derart oft ließ der Rekordmeister seine Gegner bis zum 22. Spieltag zuletzt in der Saison 1991/92 jubeln. Die taktischen Vorgaben von Trainer Hansi Flick haben daran einen großen Anteil.
Auch ein Laie erkennt innerhalb weniger Minuten, dass die Abwehrkette der Bayern extrem hoch verteidigt. Fast an der Mittellinie befinden sich die Verteidiger des FCB, um den Druck auf den Gegner hoch und die Wege für direktes Gegenpressing bei Ballverlusten kurz zu halten. Gefundenes Fressen für gegnerische Teams mit schnellen Stürmern, die den Raum hinter Bayerns Abwehrkette ausnutzen wollen.
Transferpolitik befeuert Flicks Spielidee
Dass Flick von seiner taktischen Idee zukünftig nicht abrücken wird, erkennt man auch an der Transferpolitik des amtierenden Champions League-Siegers. Dayot Upamecano kommt von RB Leipzig. Ein schneller, physisch starker und trotzdem agiler Innenverteidiger. Das gleiche gilt für Tanguy Nianzou, der zwar schon ein halbes Jahr beim FC Bayern verweilt, aufgrund langer Verletzungspausen aber wohl erst zur kommenden Saison eine ernsthafte Alternative darstellt.
Mit Max Aarons von Norwich City für die rechte und Omar Richards vom FC Reading für die linke Seite sollen außerdem zwei Spieler kommen, die in Sachen Antritt und Schnelligkeit ideal zu Flicks Spielidee passen. Gegenüber stehen der sichere Weggang von David Alaba sowie die möglichen Abgänge von Jérôme Boateng und Niklas Süle. Vor allem Alaba und Boateng haben ihre Stärken im Spielaufbau, auch wenn sie durchaus über Geschwindigkeit verfügen. Süle mangelt es an Agilität und ihm wird eine wenig professionelle Einstellung nachgesagt.
Neue Philosophie
Ähnliche Fähigkeiten im Spielaufbau wie Alaba oder Boateng hat weder einer der feststehenden und geplanten Transfers noch ein Spieler aus dem aktuellen Kader. Der Fokus bei Neuzugängen liegt auf Attributen, die wichtig im Spiel gegen den Ball sind. Nach einer Ära des Ballbesitzfußballs, die an der Säbener Straße durch Louis van Gaal eingeleitet wurde und mit Pep Guardiola ihren Höhepunkt fand, wendet man sich offenbar einem neuen, zeitgemäßeren Ansatz zu.
Ob damit ein wichtiger Aspekt des erfolgreichen Bayernspiels verlorengeht oder ob Flick seiner Idee noch mehr Substanz verleihen kann, wird sich zeigen. Auch Alphonso Davies und Benjamin Pavard eignen sich dafür. Dass man mit agilen und schnellen Abwehrspielern eine hohe Verteidigungslinie beibehalten kann, erscheint auf dem Papier logisch. Für Flick und seine in der nächsten Saison neuformierte Defensive gilt es, dies unter Beweis zu stellen.
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