Englands Europa League-Phobie – keine Lust auf den „Cup der Verlierer“

von Kevin Niekamp
3 min.
Keine Erfolgsgeschichte: Die englischen Teams in der Europa League @Maxppp

Die Europa League hinkt der Champions League in Punkto Einnahmen und Attraktivität meilenweit hinterher. Franz Beckenbauer betitelte den Wettbewerb einst als den „Cup der Verlierer“. Auch durch die neue Regelung, dass der Sieger zukünftig an der Königsklasse teilnehmen darf, bekommt die Europa League gerade in England keinen Schub. Dieses Jahr wird es noch brisanter.

Borussia Dortmund stand nach 19 Spieltagen auf dem letzten Platz und kämpft nun, drei Spieltage vor Ende der Saison, noch um die Europa League. Alle Verantwortlichen des Klubs betonen seit Wochen, wie wichtig ihnen die Teilnahme am kleinen europäischen Wettbewerb ist. Auch der FC Augsburg und Werder Bremen sehnen die Qualifikation herbei. Ganz anders sieht es in der Premier League aus.

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Aufgrund der zwei Pokalwettbewerbe in England, dem FA-Cup und dem League-Cup, sowie der neuen Regelung, dass der Verlierer des Finals nicht mehr am europäischen Wettbewerb teilnimmt, sondern die Startberechtigung in die Ligatabelle umgeleitet wird, bekommt die Premier League im besten Falle drei Startplätze für Europa League, die nur über den Ligawettbewerb vergeben werden. Statt ausschließlich Platz fünf sind nun auch die Plätze sechs und sieben dabei. Vorausgesetzt der FC Arsenal gewinnt den FA-Cup gegen Aston Villa.

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England spielt fair

Hinzu kommt ein weiterer Startplatz durch die FairPlay-Wertung der UEFA. Alles in allem darf England also im kommenden Jahr acht Vertreter in die europäischen Wettbewerbe schicken. Vier davon müssen an der Europa League teilnehmen. Die Einnahmen dort begrenzen sich auf eine Summe, die für die englischen Vereine, auch aufgrund des milliardenschweren TV-Deals, von keiner größeren Bedeutung sind. Knapp 14 Millionen Euro kann der Sieger des Wettbewerbs generieren – allein für die Champions League Gruppenphase gibt es 20 Millionen Euro. Im nächsten Jahr werden die Prämien zwar erhöht, an den großen Bruder kommen die Summen jedoch nicht annähernd heran.

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Mit dem FC Arsenal, dem FC Chelsea, Manchester United und Manchester City stehen die vier Teilnehmer für die Champions League nahezu fest. Der FC Liverpool hat noch theoretische Chancen, wird aber wohl an der Europa League teilnehmen. Dazu kommen Tottenham Hotspur und der FC Southampton. Auch Swansea City hat noch Chancen auf den siebten Platz.

Duell der Fairsten steht noch an

Lediglich für die ‚Saints‘ und eben Swansea wäre die Teilnahme ein Erfolg und eine Herausforderung. Liverpool und die ‚Spurs‘ haben für die neue Saison die Ambition, sich für die CL zu qualifizieren. Aufgrund der angesprochenen zwei Pokalwettbewerbe und der 20er Liga ist die Belastung schon hoch genug – da braucht es nicht noch den „Channel 5“-Cup, wie er in England genannt wird.

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Mit der Fair Play-Wertung wird es richtig interessant. Dort steht der FC Liverpool derzeit auf dem ersten Rang. Die ‚Reds‘ werden sich aber bereits über die Liga qualifizieren, auf Platz zwei und drei in diesem Ranking folgen West Ham United und der FC Everton. Beide spielen am nächsten Spieltag gegeneinander. Hauen und Stechen oder bloß keine Karte kassieren – beides scheint möglich.

Fehler der UEFA

Gerade die ‚Toffees‘ wissen aus der aktuellen Saison wie viel Kraft es kostet, in der Europa League zu bestehen. Vergangene Saison beendete Everton die Saison auf dem fünften Platz, aktuell rangiert man auf Rang elf – lange Zeit sah es düsterer aus. Ähnlich verhält es sich auch bei Tottenham Hotspur. Die ‚Spurs‘ waren in den vergangenen Jahren Dauergast im ungeliebten Wettbewerb und hätten von der Qualität mindestens im Viertelfinale vertreten sein können. Doch die internationale Bühne wurde eher als Last, denn als Geschenk wahrgenommen. Achtelfinale, Sechzehntelfinale, Gruppenphase, Viertelfinale und Achtelfinale – die Liga war wichtiger. Oft durfte eine bessere B-Mannschaft ran.

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Man sollte dennoch nicht den Fehler machen, mit dem Finger auf die Vereine zu zeigen oder ihnen ihr Verhalten vorzuwerfen. Auch die UEFA spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Der europäische Fußballverband hat es trotz erhöhter Prämien und dem Champions League-Bonbon für den Sieger nicht geschafft, den 2008/09 neu geformten Wettbewerb zu einer echten Alternative zu gestalten.

Vor allem bei spanischen Teams erfreute der Pokal großer Beliebtheit. Drei der fünf Sieger kamen von der iberischen Halbinsel. National sind alle Titel regelmäßig an Real Madrid und den FC Barcelona sowie mittlerweile Atlético Madrid vergeben.

Ähnliches könnte in mittelbarer Zukunft auch für Tottenham, Everton, Southampton oder sogar Liverpool gelten – vielleicht wird es dann wieder interessant, an der Europa League teilzunehmen. Genügend Startplätze sind zumindest da.

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