Real Madrid und das komplizierte Kader-Puzzle

von Jakob Strauß
4 min.
Real Madrid muss kreativ sein in diesem Sommer @Maxppp

Selbst das große Real Madrid muss in diesem Sommer kleinere Brötchen als gewohnt backen. Dem frisch gekürten Meister steht dennoch ein ereignisreicher Transfermarkt ins Haus. Denn Baustellen sind da und etliche Leihspieler kehren zurück.

Die Auswirkungen der Coronakrise haben selbst die Königlichen hart getroffen. Wie Präsident Florentino Pérez kürzlich versicherte, wird es wohl ein eher ruhiger Sommer in Sachen Neuzugängen bei den Madrilenen – kostspielige Galáctico-Transfers wird es nicht geben. Dafür werden einige Spieler den Verein verlassen müssen – ihnen steht ein ähnliches Schicksal bevor wie dem zu Inter Mailand abgewanderten Achraf Hakimi (21).

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Transfers der immer wieder bei Real gehandelten großen Namen wie Kylian Mbappé (21), Kai Havertz (21) oder Paul Pogba (27) erscheinen diesen Sommer sehr unwahrscheinlich. Während Havertz kurz vor einem Wechsel zum FC Chelsea steht, sieht es bei Pogba eher nach einer Verlängerung bei Manchester United aus. Mbappé – dessen Vertrag in Paris St. Germain 2022 ausläuft – steht nach wie vor ganz oben auf der Prioritätenliste der Merengues. Doch auch bei ihm wird man wohl noch warten und erst im nächsten Sommer einen neuen Anlauf wagen, bevor er in sein letztes Vertragsjahr bei den Parisern geht.

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Komplett wird sich Real auch diesen Transfersommer nicht zurückhalten – zu hoch ist der Erfolgsdruck beim spanischen Rekordmeister. Nach wie vor kursieren Gerüchte um Donny van de Beek (23), mit dem man sich im vergangenen Winter eigentlich schon einig war, jedoch im letzten Moment noch einen Rückzieher machte. Auch David Alaba (28) scheint noch eine Option zu sein, obgleich man mit Raphaël Varane (27) und Sergio Ramos (34) ein Innenverteidiger-Duo hat, an dem auch für den so stark aufspielenden Österreicher erst einmal kein Vorbeikommen sein könnte. Zudem verfügt man mit Éder Militão über einen starken Ersatzmann für die Abwehrzentrale.

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Verkaufskandidaten: Die Liste ist lang

Bevor man in der Hauptstadt jedoch ernsthaft über etwaige Neuverpflichtungen nachdenken kann, muss zunächst der aktuelle Kader verkleinert werden. Die potenzielle Verkaufsliste ist mit zahlreichen prominenten Namen bestückt: Gareth Bale (31), Isco (28), Nacho Fernández (30), James Rodríguez (29), Brahim Díaz (20), Luka Jovic (22) und Mariano Díaz (26) – sie alle könnten bei entsprechenden Angeboten den Klub verlassen. Dazu kommen noch die Leihrückkehrer Takefusa Kubo (19), Dani Ceballos (23), Martin Ödegaard (21), Jesús Vallejo (23), Sergio Reguilón (23), Borja Mayoral (23), Álvaro Odriozola (24) und Óscar Rodríguez (22).

Während Kubo, Ceballos und Ödegaard nach jeweils starken Spielzeiten vermutlich noch einmal verliehen werden sollen, könnten Vallejo, Reguilón, Mayoral und Rodríguez endgültig gehen. Einzig Odriozola ist fest eingeplant für die kommende Saison. Trotz der aktuell großen Ungewissheiten auf dem Transfermarkt dürfte Real kaum Schwierigkeiten haben, zumindest einige der genannten Spieler abzugeben. Gerade die Leihrückkehrer wussten bei ihren Vereinen zu überzeugen, dementsprechend groß dürfte das Interesse an Spielern wie Reguilón, Mayoral oder auch Óscar Rodríguez sein.

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Großes Sorgenkind bleibt nach wie vor Bale, der als Großverdiener meist auf der Ersatzbank weilt. Der Waliser fiel in den vergangenen Monaten eher durch Aktionen abseits des Platzes als durch sein spielerisches Können auf. Berater Jonathan Barnett ließ erst kürzlich verlauten, dass sein Klient keinerlei Ambitionen hege, den Verein zu verlassen. Fakt ist: Zinedine Zidane plant nicht mehr mit dem Edelreservisten. In Madrid wäre man froh, sich das kolportierte Jahresgehalt von 15 Millionen Euro sparen zu können.

Die Kaderbaustellen

Trotz der 34. spanischen Meisterschaft drückt der Schuh in Madrid auf zwei Positionen. Dringend benötigt wird ein Backup für Casemiro (28), der als alleiniger Abräumer vor der Abwehr unverzichtbar ist und für den im Gegensatz zu seinen Mittelfeld-Kollegen kein Äquivalent vorhanden ist. Der Youngster Eduardo Camavinga (17) von Stade Rennes scheint hier eine ernsthafte Alternative zu sein und könnte hinter Casemiro behutsam aufgebaut werden.

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Fraglich ist allerdings, ob Camavinga bereits den Schritt in Richtung Topklub wagen möchte. Im Sturmzentrum ist man weder mit Mariano noch mit Jovic zufrieden, daher könnte bei etwaigen Abgängen ein Nachfolger und Backup für Karim Benzema verpflichtet werden. Hierzu müsste allerdings zuvor mindestens einer von beiden den Verein verlassen.

Insgesamt steht Real trotz des ausgerufenen Sparkurses ein Umbruch bevor. Immerhin haben die Königlichen bereits 40 Millionen Euro durch den Abgang von Hakimi eingenommen. Sollten weitere Stars die Concha Espina verlassen, würde sich auch der Spielraum für Neuzugänge vergrößern. Dass sich Gerüchte um etwaige Zugänge momentan noch in Grenzen halten, ist mit Sicherheit den vielen Leihrückkehrern und der insgesamt aufgeblähten Kadersituation geschuldet. Trotz Pérez' defensiver Aussagen – die natürlich auch als transferpolitisches Kalkül ausgelegt werden könnten – ist auch in diesem Sommer mit punktuellen Verstärkungen zu rechnen.

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