Alonsos riskantes Spiel mit Vinicius
Noch vor einem Jahr war Vinicius Junior ein Top-Kandidat für den Ballon d’Or. Bei Real Madrid hat der Dribbler unter Trainer Xabi Alonso dagegen momentan einen schweren Stand. Die spanische Presse ist entsetzt – zurecht?

Real Madrid kam am gestrigen Dienstagabend trotz einer Roten Karte letztlich noch zum 2:1-Auftaktsieg in der Champions League. Der Erfolg gegen Olympique Marseille gerät jedoch am heutigen Folgetag in der spanischen Presselandschaft zur Randnotiz. „Was ist mit Vinicius los?“, fragt die ‚Marca‘, die ‚as‘ spricht gar vom „Fall Vinicius“.
Die Situation von Vinicius Junior unter Xabi Alonso bereitet den spanischen Medien deutlich mehr Kopfzerbrechen als die restlichen Themen um den spanischen Giganten. Denn anders als in der Vergangenheit hat der Brasilianer seinen Stammplatz auf der linken Außenbahn nicht sicher. Der Frust beim 25-Jährigen wächst und war auch bei seiner gestrigen Einwechslung gegen Marseille ersichtlich.
„Zwei Einwechslungen von Vinicius in fünf Pflichtspielen von Real Madrid in der Saison 2025/26. Xabi Alonso kann das verkaufen wie er will, aber normal ist das nicht“, poltert die ‚as‘. Zumal sich zu den zwei Ein- auch noch drei Auswechslungen gesellen. Vinicius hat bislang kein Spiel über 90 Minuten absolviert. Die „Methode Xabi Alonso“ (‚Marca‘) sorgt in Spanien für großes Unverständnis. Unter Vorgänger Carlo Ancelotti galt noch die Prämisse: Ist Vinicius fit, spielt er auch.
„Niemand darf beleidigt sein“
Nicht so mit Alonso: „Niemand darf beleidigt sein, wenn er mal nicht spielt. Wir haben einen sehr anspruchsvollen Kalender und brauchen jeden. Wir brauchen Vinicius, wir brauchen Rodrygo, wir brauchen Franco, Brahim und auch Gonzalo. Jeder wird seinen Moment haben.“ Schon vor der jüngsten Liga-Partie bei San Sebastian (2:1) hatte Alonso gesagt: „Wer es verdient, wird spielen. Das werde ich die ganze Saison über wiederholen.“
Offenbar verdiente sich Vinicius mit seinem Engagement unter der Woche im Training keinen Platz in der ersten Elf. Stattdessen durfte gestern Rodrygo gegen OM von Beginn an auf der linken Seite wirbeln. Der 24-Jährige wehrte sich im Sommer gegen einen Verkauf, um sich stattdessen bei den Königlichen durchbeißen. Nun steht der Rechtsfuß in direkter Konkurrenz zu seinem Landsmann Vinicius, da sich auf der rechten Außenbahn Mastantuono und Díaz um Spielminuten streiten.
Kalkuliertes Risiko?
Alonsos Leistungsprinzip, das so auch für mehr Wettbewerb auf jeder Position sorgt, macht Vinicius offenbar zu schaffen. Lässt der Tempodribbler nach, steht Rodrygo bereit, um in die Bresche zu springen. Und der Verkaufskandidat aus dem Sommer gibt offenbar alles für die Chance auf Spielminuten. Es bleibt abzuwarten, ob Alonso so für mehr Ansporn und Motivation sorgt, oder der Ex-Leverkusener ein Spiel mit zu hohem Risiko mit seinen Stars treibt. Nach fünf Siegen aus den ersten fünf Pflichtspielen gibt der Erfolg dem Trainer recht – ob Vinicius es will oder nicht.
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