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Transferzeugnis: Die Noten für den Hamburger SV

von Lukas Hörster
4 min.
Missverständnis: Alen Halilovic beim HSV @Maxppp

Zwei mickrige Zähler aus acht Partien, gerade einmal zwei erzielte Tore, bereits eine Trainerentlassung hinter sich und Tabellenplatz 18. Beim Hamburger SV geht es mal wieder drunter und drüber. FT meint: Das alles ist nicht zuletzt ein Ergebnis misslungener Transferpolitik.

Volltreffer

Fehlanzeige

Verstärkung

Bobby Wood (Union Berlin/3,5 Millionen Euro): Der US-Boy erzielte in der laufenden Saison 57 Prozent aller Pflichtspieltreffer seiner Mannschaft. Wenn man nicht wüsste, dass der HSV überhaupt erst sieben Mal (davon fünf Mal gegen die Amateurklubs Zwickau und Halle) in Schwarze traf, dürfte man von einer überragenden Quote sprechen. So stehen unter dem Strich respektable vier Tore in zehn Pflichtspielen für Wood zu Buche. Durchaus das, was man sich vom Neuzugang aus der zweiten Liga versprochen haben dürfte. Unter Bruno Labbadia noch gesetzt, musste Wood nach einer schwachen Vorstellung gegen Hertha BSC (0:2) nach rund einer Stunde das Feld räumen. Erst unter der Woche brachte Neu-Coach Gisdol den Angreifer im DFB-Pokal gegen den Halleschen FC (4:0) wieder von Beginn an. Der bewies mit seinem Doppelpack, dass er derzeit der torgefährlichste Hamburger ist.

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Mitläufer

Douglas Santos (Atlético Mineiro/7,5 Millionen Euro): Mit viel Rückenwind durch den Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in seinem Heimatland kam der Brasilianer kurz vor Transferschluss in die Hansestadt. Ohne viel Behutsamkeit übernahm der Wunschspieler von Boss Dietmar Beiersdorfer prompt den Job von Matthias Ostrzolek links in der Viererkette. Dass der technisch starke südamerikanische Direkt-Import sich nicht auf Anhieb zum Spielentscheider aufschwingen würde, war abzusehen. Seine fehlende körperliche Präsenz in direkten Zweikämpfen und seine ständige Unterlegenheit in Luftduellen sollte er aber schnellstens ausmerzen. Eine gewisse Eingewöhnungszeit sollte man dem 22-Jährigen noch zugestehen, anschließend gilt es aber, die hohe Ablöse zu rechtfertigen.

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Luca Waldschmidt (Eintracht Frankfurt/1,3 Millionen Euro): Nachdem der Offensivmann in Frankfurt keine Perspektive mehr für sich sah, folgte er im Sommer den Lockrufen Labbadias, der große Stücke auf Waldschmidt halten soll. Der Ex-Trainer rief einen offenen Konkurrenzkampf um die Zehner-Position aus, bei dem der U20-Nationalspieler allerdings vorerst das Nachsehen hatte. Nur bei der Pleite beim SC Freiburg (0:1) durfte er von Beginn an ran und zeigte eine mäßige Leistung. Unter Gisdol kam er zuletzt zweimal als Joker zum Einsatz und erzielte bei der Partie in Halle sein erstes Tor. Hat noch viel Luft nach oben.

Enttäuschung

Filip Kostic (VfB Stuttgart/14 Millionen Euro): Der Serbe kam nach einer schier nicht enden wollenden Wechsel-Posse als teuerster HSV-Transfer der Geschichte an die Elbe. Die zwangsläufig hohen Erwartungen weiß er aber bei Weitem noch nicht zu erfüllen. Kostic ist ein klassischer Flügelspieler, der es bevorzugt, mit Tempo auf seinen Gegenüber los zu dribbeln und anschließend scharfe Hereingaben vor das Tor zu bringen. Um diese Waffe einsetzen zu können, bedarf es allerdings Spielern, die das Feld durch Verlagerungen in die Breite ziehen und Kostic somit in Szene setzen können. Dieses Personal fehlt dem HSV aber gänzlich. Gisdols Idee, aus Kostic einen inversen Flügelmann zu machen, trug bisher ebenfalls keine Früchte. Vom Linksfuß hatte man sich deutlich mehr erwartet.

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Alen Halilovic (FC Barcelona/5 Millionen Euro): Selbiges gilt für den als Wunderkind angepriesenen Kroaten Halilovic. Nach einem passablen Lehrjahr bei Sporting Gijón mit 37 Einsätzen wollte der Offensivmann seine Entwicklung beim HSV fortsetzen. Bisher ist die Zusammenarbeit zwischen dem Bundesliga-Dino und dem Linksfuß aber ein einziges Missverständnis. Nur ein einziges Mal, beim 0:3 zu Hause gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Freitag, durfte Halilovic von Beginn an ran und enttäuschte auf ganzer Linie. Es dürfte niemanden überraschen, wenn bereits im Winter die Trennung erfolgt. Mit zarten 20 Jahren kann er sein Glück aber noch getrost woanders versuchen.

Ohne Bewertung

Christian Mathenia (Darmstadt 98/0,8 Millionen Euro): Der Schlussmann kam mit der Hoffnung, der etablierten Nummer eins René Adler Konkurrenz machen zu können, nach Hamburg. Bisher sieht sich der 24-Jährige dabei chancenlos. Adler ist eine der wenigen Konstanten bei den Rothosen. Mathenia muss weiter auf seine Gelegenheit warten.

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Fazit

Rekord-Transferausgaben in Höhe von rund 33 Millionen Euro sollten beim Hamburger SV im Sommer eine neue Zeitrechnung einläuten. Raus aus dem Abstiegskampf, hinein in die internationalen Ränge lautete das Ziel. Nach acht Bundesliga-Spieltagen gilt es allerdings festzuhalten: Thema verfehlt. Außer Bobby Wood konnte kein Neuzugang die Erwartungen auch nur annähern erfüllen. Der HSV ziert das Tabellenende. Aus FT-Sicht bedeutet dies Note 5 für die Transferaktivitäten des Dinos im Sommer 2016.

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