WM-Spezial – die Teams im FT-Check: Algerien

von Tobias Feldhoff
5 min.
WM-Spezial – die Teams im FT-Check: Algerien @Maxppp

Weil sich Zinedine Zidane vor vielen Jahren für Frankreich entschied, fehlt dem algerischen Fußball ein echtes Idol. Und auch bei der WM in Brasilien wird das Team von Trainer Vahid Halilhodzic über das Kollektiv kommen. Besondere Hoffnungen legt der Bosnier dennoch in einen Offensivspieler, bei dem nicht viel Platz zwischen Genie und Wahnsinn ist.

Echte Weltstars hat der algerische Fußball in seiner Historie bislang nicht hervorgebracht. Dabei war einer größten aller Zeiten der Sohn algerischer Einwanderer in Frankreich: Zinedine Zidane. Weil sich der dreimalige Weltfußballer aber für die ‚Équipe Tricolore‘ entschied, suchen die Nordafrikaner vergeblich nach einem echten Idol.

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Der am frenetischsten gefeierte Held der jüngeren Vergangenheit heißt Madjid Bougherra, ist Kapitän des Teams, spielt als Innenverteidiger bei Lekhwiya in Doha und erzielte im November des vergangenen Jahres den entscheidenden Treffer in den Playoffs gegen Burkina Faso. Bezeichnend ist, dass der Abwehrriese keinesfalls für technisch anspruchsvollen oder gar brillanten Offensivfußball steht wie seinerzeit Zidane, sondern für kompromisslose Aufräumarbeit in der Viererkette.

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Fokus liegt auf der Defensive

Und auch generell steht das Team des bosnischen Trainerfuches Vahid Halilhodzic beileibe nicht für Hurra-Fußball, der afrikanischen Mannschaften in der Vergangenheit stets so große Sympathien eingebracht hat. Stattdessen lässt Halilhodzic zweckmäßig und diszipliniert in einem kompakten 4-5-1 mit drei zentralen Mittelfeldspielern verteidigen. In der Vorwärtsbewegung setzt der 61-jährige Coach vor allem auf die Dribbelkünste des wie Zidane in Frankreich aufgewachsenen Sofiane Feghouli, der beim FC Valencia eine herausragende Saison absolviert hat.

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Darüber hinaus würde Halilhodzic nur zu gerne ein schnelles Umschaltspiel praktizieren lassen. Allerdings ist es dem ehemaligen Trainer der Elfenbeinküste bislang nicht gelungen, seinen Kreativspielern das lange Ballschleppen auszutreiben.

Aussicht

Zum vierten Mal nehmen ‚Les Fennecs‘, zu Deutsch die Wüstenfüchse, an einer Weltmeisterschaft teil. Und die Ambitionen sind groß. „Wir sind hier, um etwas zu erreichen und wollen über die Vorrunde hinauskommen“, sagt Trainer Halilhodzic. Es wäre das erste Mal in der Geschichte des so fußballbegeisterten Staates.

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Ganz unmöglich ist das Weiterkommen in der vermeintlich leichtesten Vorrundengruppe mit Belgien, Russland und Südkorea freilich nicht. Sofern man davon ausgeht, dass Geheimfavorit Belgien als Gruppenerster durchmarschiert, müsste man sich mit Russland und Südkorea messen. Erwischt Halilhodzics Truppe in der Auftaktbegegnung gegen die Roten Teufel einen guten Start und kann ein Pünktchen ergattern, ist der Sprung ins Achtelfinale möglich – wenn er auch eine kleine Sensation wäre.

Die Stars

Sofiane Feghouli (24/FC Valencia): Als ‚echte Straßenfußballer‘ wurden in den vergangenen Jahren schon viele bezeichnet. Doch kaum einer verkörpert die Attribute eines solchen besser als Feghouli. Unbekümmert schmeißt sich der hochveranlagte Rechtsfuß in jedes Dribbling, nimmt es dabei gerne mit zwei oder auch drei Gegenspielern auf, übersieht aber von Zeit zu Zeit den besser postierten Nebenmann. Dennoch ist es vor allem der Star aus der Primera División, auf den sich die Träume der Fans stützen. Erwischt Feghouli einen Sahnetag, bekommt jede Abwehr der Welt Probleme.

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Faouzi Ghoulam (23/SSC Neapel): Für fünf Millionen Euro Ablöse wechselte der Linksverteidiger im Winter von der AS St. Etienne zu Napoli, wo er seitdem unumstrittener Stammspieler ist. Mit Stärken im Vorwärtsgang und tollen Flanken agiert der schnelle Linksfuß auch taktisch höchst diszipliniert. Bayer Leverkusen hätte Ghoulam ebenfalls nur zu gerne verpflichtet. Weil sein Vertrag beim SSC Neapel bis 2018 datiert ist, wird er nach der WM aber nicht auf dem Markt sein.

Islam Slimani (25/Sporting Lissabon): Mit fünf Treffern war der kopfballstarke Rechtsfuß bester Torschütze in der Qualifikation. Insgesamt kommt er auf zehn Tore in 20 Länderspielen – eine starke Quote. Für Superstar Feghouli und Flankenspezialist Ghoulam ist Slimani der erste Zielspieler. Stimmt seine Form, ist das Achtelfinale keine Utopie.

So könnten sie spielen

Das WM-Aufgebot

Tor: Rais M‘bolhi (ZSKA Sofia), Mohamed Zemmamouche (USM Alger), Mohamed Cdric (CS Constantine)

Abwehr: Essaid Belkalem (Watford), Madjid Bougherra (Lekhwiya), Lyassine Cadamuro (Real Mallorca), Faouzi Ghoulam (SSC Neapel), Rafik Halliche (Academica Coimbra), Aissa Mandi (Stade de Reims), Mehdi Mostefa (AJ Ajaccio), Carl Medjani (FC Valenciennes), Djamel Mesbah (AS Livorno)

Mittelfeld: Nabil Bentaleb (Tottenham Hotspur), Yacine Brahimi (FC Granada) Medhi Lacen (FC Getafe), Saphir Taider (Inter Mailand), Hassen Yebda (Udinese Calcio)

Angriff: Abdelmoumen Djabou (Club Africain), Sofiane Feghouli (FC Valencia), Ryad Mahrez (Leicester City), Islam Slimani (Sporting Lissabon), Hilal Soudani (Dinamo Zagreb), Nabil Ghilas (FC Porto)





*Gruppe A:

Gruppe B:

Gruppe C:

Gruppe D:

Gruppe E:

Gruppe F:

Gruppe G:

Gruppe H:

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