Top-Artikel Andere Ligen

WM-Spezial – die Teams im FT-Check: Belgien

von Remo Schatz
6 min.
Eden Hazard und Romelu Lukaku sollen für Tore sorgen @Maxppp

Der belgische Fußball hat eine Renaissance in Schallgeschwindigkeit durchlebt. Die Roten Teufel nahmen das letzte Mal 2002 in Japan und Südkorea an einem internationalen Turnier teil. Nach der zwölfjährigen Durststrecke trauen nicht wenige Experten dem fußballverrückten Land eine Sensation bei der WM in Brasilien. Fakt ist: Noch nie schickte Belgien eine stärkere Mannschaft zu einer WM-Endrunde.

Was für die Deutschen Franz Beckenbauer ist, ist in Belgien Enzo Scifo. Die Mittelfeld-Legende des RSC Anderlecht, der unter anderem für Inter Mailand, den AC Turin und AS Monaco spielte, steht für die erfolgreichste Ära des belgischen Fußballs – bis jetzt. In die Fußstapfen des Spielmachers tritt gleich eine ganze Horde von Supertalenten, die allesamt schon längst auf europäischem Top-Niveau angekommen sind. Der größte WM-Erfolg der ‚Roten Teufel‘ war der vierte Platz 1986 in Mexiko, als die Belgier, angeführt von Scifo, gegen Frankreich nach Verlängerung unterlagen (4:2). Dieses Jahr könnte mindestens genauso viel drin sein.

Unter der Anzeige geht's weiter

Geballte Offensiv-Kraft

Kaum eine Nation reist mit so viel Klasse im Mittelfeld nach Brasilien wie das von Marc Wilmots trainierte Belgien – und kaum eine Nation blieb in der Vorbereitung so von Hiobsbotschaften und Verletzungen verschont. Wilmots kann somit aus dem Vollen schöpfen. In der Zentrale ist zum einen Axel Witsel gesetzt, der bei Zenit St. Petersburg zu den unangefochtenen Leistungsträgern gehört und das Spiel eröffnen soll. Daneben sorgen Moussa Dembélé von Tottenham Hotspur und Marouane Fellaini von Manchester United für die nötige Zweikampfhärte und defensive Absicherung.

Lese-Tipp Rekord-Ablöse: Slot im Anflug auf Liverpool

Den linken Flügel besetzt mit Eden Hazard vom FC Chelsea einer der besten Spieler der Premier League. Über rechts kommt der schnelle und schussstarke Kevin de Bruyne vom VfL Wolfsburg. Im Sturmzentrum zieht mit Romelu Lukaku einer der hochbegabtesten Stürmer Europas seine Kreise. Wo man hinsieht Qualität und das Ausmachen einer Schwachstelle ist fast unmöglich.

Unter der Anzeige geht's weiter

Problemzone Außenverteidigung

Auch in der Defensive muss man sehr genau hinschauen, um die Problemzone zu finden. Torwart Thibaut Courtois und die beiden Innenverteidiger Vincent Kompany und Thomas Vermaelen sind auf europäischem Spitzenniveau. Von den Außenverteidigern kann man dies nicht behaupten. Ähnlich wie Bundestrainer Jogi Löw muss sich wohl auch Wilmots für eine Notlösung entscheiden. Was bei Deutschland Benedikt Höwedes und Jérôme Boateng sind, sind bei den Belgiern Jan Vertonghen (Tottenham Hotspur)) und Toby Alderweireld (Atlético Madrid). Beides gelernte Innenverteidiger, die bei ihren Klubs eher selten auf dem Flügel zum Einsatz kommen und daher auf dieser Position über wenig Spielpraxis verfügen.

Vom Geheimfavoriten Belgien zu sprechen verbietet sich. Die Offensive ist brillant und unglaublich schwierig auszurechnen. Wenn Gegner den Spielaufbau unterbinden und einen der zentralen Mittelfeldspieler zustellen, können die anderen beiden problemlos das Spiel ankurbeln.

Unter der Anzeige geht's weiter

Lukaku kommt über seine körperliche Urgewalt und kann ähnlich wie Robert Lewandowski bei Borussia Dortmund den Ball behaupten, bis die pfeilschnellen Außen Hazard und de Bruyne nachgedrückt sind. Zu knacken sind die ‚Roten Teufel‘ aber über die Flügel. Eben jene beiden Offensiv-Stars Hazard und de Bruyne sind nicht gerade für ihre engagierte Defensiv-Arbeit bekannt. In Kombination mit den eher schwach besetzten Außenverteidiger-Position könnte dies Belgien zum Verhängnis werden.

Ausblick

Der zehnte der FIFA-Weltrangliste ist in Gruppe H klarer Favorit. Mit Russland, Algerien und Südkorea haben die ‚Diables Rouges‘ durchweg lösbare Gegner zugelost bekommen. Im Achtelfinale wartet dann aber wohl ein echter Prüfstein für das Benelux-Land. Davon abhängig ob die DFB-Elf aller Vorbereitungsprobleme zum Trotz ihre gefürchtete Turnierform findet, wartet die Löw-Elf, Portugal oder Ghana. Wenn die talentierte Nationalauswahl diese Aufgabe meistert, bekommen es die unerfahrenen WM-Fahrer im Viertelfinale womöglich mit den ausgebufften Argentinien zu tun.

Unter der Anzeige geht's weiter

Die Stars

Eden Hazard (23/FC Chelsea): Im Team von Trainer José Mourinho ist der belgische Superstar der Leader in der Offensive. 14 Tore und neun Vorlagen steuerte der trickreiche Linksaußen in der abgelaufenen Saison bei und wurde wenig überraschend bei Chelsea zum Spieler der Saison gewählt. Kein Wunder, dass unter anderem Paris St. Germain den 23-Jährigen nur zur gern nach Frankreich lotsen will. Erst am heutigen Dienstag erteilte der Star der ‚Roten Teufel‘ jeglichen Gerüchten um seine Person eine klare Absage: „Ich bleibe bei Chelsea, das ist zu 100 Prozent sicher“, verriet Hazard.

Kevin de Bruyne (22/VfL Wolfsburg): Klaus Allofs wird sich de Bruyne sicher als Königstransfer seiner mittlerweile knapp eineinhalb Jahre andauernden Amtszeit als VfL-Manager auf die Fahne schreiben. Nach zähem Ringen wechselte der Flügelspieler für 22 Millionen Euro im vergangenen Winter nach Niedersachsen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten blühte der 22-Jährige gegen Ende der Saison auf. „Als er zu uns kam, war er nicht richtig fit. Er hatte bei Chelsea null Spielpraxis. Es war für ihn ein Problem, von null auf hundert durchzustarten“, so ‚Wölfe‘-Trainer Dieter Hecking. Mittlerweile ist der Ausnahmespieler bei 100 Prozent angekommen, ganz zur Freude von Nationaltrainer Wilmots.

Romelu Lukaku (21/FC Chelsea): Ausgeliehen an den FC Everton stellte der gebürtige Antwerpener mit kongolesischen Wurzeln vergangene Saison endgültig seine Klasse unter Beweis. 16 Tore erzielte das Supertalent in 33 Spielen für den Liverpooler Klub. Eine Rückkehr an die Stamford Bridge steht dennoch in den Sternen. Trainer Mourinho soll kein großer Fan von Lukaku sein. Denkbar wäre, dass der 21-Jährige als Tauschmasse für Diego Costa zu Atlético Madrid wechselt. Aber auch der VfL Wolfsburg soll sich große Hoffnungen auf eine Verpflichtung des so hochtalentierten Stürmers machen.

So könnten sie spielen:

Das WM-Aufgebot:

Tor: Thibaut Courtois (Atlético Madrid), Simon Mignolet (FC Liverpool), Sammy Bossut (SV Zulte-Waregem),

Abwehr: Toby Alderweireld (Atlético Madrid), Laurent Ciman (Standard Lüttich), Vincent Kompany (Manchester City), Nicolas Lombaerts (Zenit St. Petersburg), Daniel Van Buyten (Bayern München), Anthony Vanden Borre (RSC Anderlecht), Thomas Vermaelen (FC Arsenal), Jan Vertonghen (Tottenham Hotspur),

Mittelfeld: Nacer Chadli (Tottenham Hotspur), Kevin de Bruyne (VfL Wolfsburg), Steven Defour (FC Porto), Moussa Dembélé (Tottenham Hotspur), Marouane Fellaini (Manchester United), Axel Witsel (Zenit St. Petersburg), Adnan Januzaj (Manchester United), Eden Hazard (FC Chelsea)

Sturm: Romelu Lukaku (FC Everton), Kevin Mirallas (FC Everton), Divock Origi (OSC Lille), Dries Mertens (SSC Neapel).




*Gruppe A:

Gruppe B:

Gruppe C:

Gruppe D:

Gruppe E

Gruppe F:

Gruppe G:

Unter der Anzeige geht's weiter

Nachrichten

Unter der Anzeige geht's weiter