WM-Spezial – die Teams im FT-Check: Russland

von Tobias Feldhoff
5 min.
Auf Alan Dzagoev und Igor Akinfeev ruhen die Hoffnungen @Maxppp

Wenn die Russen am kommenden Mittwoch gegen Südkorea den ersten Spieltag bei dieser WM beschließen, werden die Fans kein läuferisches Feuerwerk erwarten dürfen. Vielmehr wird die Sbornaja mit Routine und Abgeklärtheit glänzen. Ob es zu mehr als der Achtelfinal-Teilnahme reichen kann, ist dennoch fraglich.

Schon bei der Verkündung seines endgültigen WM-Kaders sorgte Fabio Capello für eine echte Rarität: Kein einziger Legionär reist für die ‚Sbornaja‘ nach Brasilien, sämtliche Spieler rekrutieren sich aus der heimischen Premier Liga. Internationale Stars sucht man schon angesichts dessen vergeblich, begabte Fußballer mit Stärken im Passspiel findet man auch in Abwesenheit des eigentlichen Kapitäns Roman Shirokov hingegen viele.

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Eine wichtige Frage lautet: Gelingt es Capello, seine teilweise etwas in die Jahre gekommenen Spieler auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören? Außerdem ist ungewiss, wie die mit durchnittlich 28 Jahren älteste Mannschaft des Turniers die enormen körperlichen Belastungen verkraften wird. Igor Denisov oder auch Yuri Zhirkov (beide 30) sind zwar feine Fußballer, bestechen aber nicht unbedingt mit ihrer physischen Präsenz.

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Schwache WM-Bilanz, problemlose Quali

Rein historisch kann Russland seit der Spaltung der Sowjetunion bei Weltmeisterschaften wenig vorweisen. Nur 1994 und 2002 gelang die Qualifikation, 1998, 2006 und 2010 fanden die Turniere ohne die Osteuropäer statt. Beide Male war jeweils nach zwei Niederlagen und einem Sieg in der Vorrunde Schluss.

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Durch die Qualifikation rutschte Capellos routiniertes und eingespieltes Team recht problemlos. Noch vor den eigentlich favorisierten Portugiesen sicherten sich die Russen Platz eins in der Gruppe. Der nervenaufreibende Umweg über die Playoffs blieb somit erspart. Spielerisch wirklich überzeugen konnte die ‚Sbornaja‘ allerdings selten. Unter anderem stehen ein mageres 1:1 in Aserbaidschan und ein blamables 0:1 in Nordirland zu Buche.

Kein Hurra-Fußball

Auch wenn die großen Stars wie Arshavin, Michailichenkos oder Dasajev fehlen, wird Capello bis auf die beiden Abwehr-Kanten Sergey Ignashevich und Vasili Berezutski ausschließlich technisch beschlagene Akteure auf das Feld schicken. Dennoch ist nicht davon auszugehen, dass die Russen ihr kompaktes 4-5-1 aus der Qualifikation zugunsten eines Offensivspektakels aufgeben werden. Dafür fehlt der erfahrenen Mannschaft auch schlichtweg die Kraft. Schnelles Umschaltspiel über Genius Alan Dzagoev, der über weite Strecken der Saison mit einer Oberschenkelverletzung pausieren musste, soll zum Erfolg führen. Vorne lauert dementsprechend wohl eher der wendige Aleksandr Kokorin als der manchmal etwas lethargisch wirkende Aleksandr Kerzhakov.

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Aussicht

Russland aufgrund des Fehlens von Superstars jegliche Chancen auf ein gutes Abschneiden abzusprechen, würde wohl zu weit führen. Mehr als das Achtelfinale, wo ein Team aus der Deutschland-Gruppe droht, ist aber bei normalem Turnierverlauf nicht drin. Schafft es Capello, das volle Potenzial herauszuquetschen, ist in einer Gruppe mit Geheimfavorit Belgien und den Außenseitern Südkorea sowie Algerien das Weiterkommen nicht unwahrscheinlich.

Die Stars

Alan Dzagoev (23/ZSKA Moskau): Der Rechtsfuß ist wohl der begabteste russische Fußballer seiner Generation. Schon bei der EM vor zwei Jahren trumpfte der Mittelfeldspieler mit drei Treffern groß auf. In dieser Saison plagte ihn allerdings über mehrere Monate eine Oberschenkelverletzung. In Bestform ist Dzagoev insofern nicht. Zudem könnte Trainer Fabio Capello eine defensive Formation wählen, die seinem besten Kicker womöglich den Platz in der Startelf kostet. Behauptet sich Dzagoev gegen alle Widrigkeiten, könnte er eine starke WM spielen.

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Igor Akinfeev (28/ZSKA Moskau): Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass der Keeper immer noch in der heimischen Liga spielt. Seit fast einem Jahrzehnt baggern englische und spanische Klubs an dem besten russischen Schlussmann seit Lev Yashin. Doch Akinfeev hat sich in der Premier Liga längst eingerichtet und fühlt sich bei ZSKA pudelwohl. Auf dem Weg in die K.O-Runde könnte der 28-Jährige in Galaform den Unterschied machen.

Aleksandr Kokorin (23/Dinamo Moskau): Technisch versiert, robust und dynamisch – der Youngster von Dinamo vereint sämtliche Attribute der alten sowjetischen Schule auf sich. In einer oft etwas biederen Truppe sorgte der Rechtsfuß mit schnellen Antritten für die Überraschungsmomente. Ob nun hinter der einzigen Spitze Kerzhakov oder selbst in vorderster Front. Kokorin sollten auch die internationalen Spitzenklubs im Auge behalten.

So könnten sie spielen

Das WM-Aufgebot

Tor: Igor Akinfeev (ZSKA Moskau), Juri Lodygin (Zenit St. Petersburg), Sergey Ryzhikov (Rubin Kazan)

Abwehr: Vasili Berezutski, Sergei Ignashevich, Georgi Schennikov (alle ZSKA Moskau), Wladimir Granat, Alexei Koslov (beide Dinamo Moskau), Andrej Eshchenko (Anzhi Makhachkala), Dimitri Kombarov (Spartak Moskau), Andrej Semenov (Terek Grosny)

Mittelfeld: Igor Denisov, Yuri Zhirkov (beide Dinamo Moskau), Alan Dzogoev (ZSKA Moskau), Denis Glushakov (Spartak Moskau), Viktor Faizulin, Oleg Shatov (beide Zenit St. Petersburg), Pawel Mogilewez (Rubin Kazan)

Angriff: Alexander Kerzhakov (Zenit St. Petersburg), Alexej Jonov, Alexander Kokorin (beide Dinamo Moskau), Maxim Kanunnikov (Amkar Perm), Alexander Samedov (Lokomotiv Moskau)




*Gruppe A:

Gruppe B:

Gruppe C:

Gruppe D:

Gruppe E:

Gruppe F:

Gruppe G:

Gruppe H:

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